„Das Wichtigste ist nach einer Absicherung das Portfolio wieder zu dynamisieren, allerdings ist das bei Negativzinsen auf Staatsanleihen gar nicht so einfach“, so Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl, Professor an der TU Wien und Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest. Er empfiehlt nach dem Corona-Schock die Risikobudgets zu erhöhen, um den Aufschwung mitzunehmen.
Um die trotz der niedrigen Zinsen überwiegend weiterhin aufrechten Renditeerfordernisse erfüllen zu können, muss man ein bestimmtes Risiko eingehen. Früher konnte man diese Erträge mit risikolosen Staatsanleihen erzielen. Das geht heute nicht mehr. Umso wichtiger ist es, seinem Portfolio ein Risiko- und Absicherungsmanagement zur Seite zu stellen.
Natürlich stellt sich aber die Frage, wie man sich gegen Entwicklungen wie dieses Jahr absichern kann. Medizinische Faktoren sollten im Risikomanagement allerdings nicht übergewichtet werden und es sollte kein Fokus auf alleinige Pandemie-Vorsorge gerichtet werden. Beim Portfoliorisiko geht es immer darum zu schauen, wo es Verlustpotenzial gibt und wie stark dieses ausgeprägt ist. Ob es aus einem medizinischen Grund oder einem anderen Bedrohungspotenzial kommt, steht nicht im Vordergrund. Es gilt ein Portfolio zu erstellen, das mit der Risikotragfähigkeit des Kunden im Einklang steht. „Wenn ich vor der Krise mutig bin und ein Portfolio mit sehr viel Dynamik aufbaue, dann ist das Schlimmste, was in der Krise passieren kann, viel absichern und abschichten zu müssen, weil ich mir zusätzliche Verluste nicht mehr leisten kann. Das wird dann teuer“, erklärt Dangl.
Was macht ein effizientes Risikomanagement aus?
„Das beste Risikomanagement ist jenes, das ich kaum in Anspruch nehme. Es funktioniert dann am schönsten, wenn es gelingt, mit dem Investor schon vorweg das Portfolio so aufzusetzen, dass es seiner Risikotragfähigkeit bestmöglich entspricht“, sagt Dangl. Wenn also keine Absicherungsaktionen notwendig sind, selbst wenn es einmal schlecht läuft. Jemand, der nur die Ertragschancen sieht, aber nicht das Verlustpotenzial, ist ohne Sicherheitsgurt unterwegs. Risikomanagement ist im ersten Schritt die umfassende Erhebung von Portfoliorisiken, ein für jedes Portfolio individuelles Risikoreporting und das Durchspielen von verschiedensten Szenarien. Erst im zweiten Schritt braucht es Absicherungsstrategien. Insbesondere dann, wenn Investoren ganz strikt begrenzte Risikovorgaben haben. Das trifft auf viele Unternehmen zu, die am Ende des Jahres klar vorgegebene Bilanzziele haben.
Gemäß Dangl wird es jedenfalls für Risikomanager weiterhin viel zu tun geben. „Ja, auch wenn man nicht zu viel absichern sollte. Die Angst, dass man Risikomanagement einsparen kann, habe ich nicht. Dafür sind die Märkte viel zu volatil“, so Dangl abschließend.