„Die Gefahr einer zweiten Covid-19-Welle ist noch nicht gebannt. Auch die US-Wahl wirft ihre Schatten voraus. Was uns im zweiten Halbjahr erwartet, haben wir in unserer Szenario-Analyse zusammengefasst. Wir sehen drei Negativszenarien mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von insgesamt mehr als 60 Prozent und ein Positivszenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von rund 40 Prozent“, so Dr. Thomas Steinberger, CIO, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung und Geschäftsführer von Spängler IQAM Invest.
Positivszenario: Back To Normal
„Seit Anfang April ist eine Erholung der Finanzmärkte zu beobachten, die einerseits auf die positive Wirkung der Stimulusmaßnahmen und andererseits auf die Hoffnung einer baldigen Normalisierung des Wirtschaftslebens gegründet ist. Wir erfassen diese positive Entwicklung der Finanzmärkte im Rahmen des ‚Back to Normal‘-Szenarios, welches in den letzten Wochen immer stärker vom Markt eingepreist wurde“, so Steinberger weiter.
In diesem Positivszenario gelingt es weltweit im Verlauf des Jahres die Covid-19-Krise vollständig zu überwinden und alle Restriktionen bis Jahresende wieder aufzuheben. Spängler IQAM Invest erwartet in diesem Szenario Erträge von 7-8 % p.a. (Zur besseren Vergleichbarkeit sind alle angeführten Erträge in den Szenarien annualisiert!) für Portfolios mit einem Aktienanteil von rund 30 %.
Negativszenario 1: Anhaltende Restriktionen
„Im Szenario der ‚Anhaltenden Restriktionen‘ gehen wir davon aus, dass die wirtschaftliche Erholung nicht bis Jahresende abgeschlossen ist und die Aktienmärkte einen Teil der Zugewinne seit April bis Jahresende wieder abgeben müssen. Auch andere riskantere Assetklassen wie Unternehmensanleihen, Rohstoffe oder Emerging Markets-Staatsanleihen werden in diesem Szenario leicht negativ performen“, sagt Steinberger. Der stärkste Rückfall der Aktienmärkte wird in diesem Negativszenario erwartet und beträgt etwa -11 % p.a. für die Industriestaaten und -18 % p.a. für die Emerging Markets.
Negativszenario 2: USA-China-Konflikt
Verschärft sich der „USA-China-Konflikt“ wieder, so werden in diesem Szenario Emerging Markets-Aktien und europäische Aktien mit Verlusten von bis zu 15 % p.a. auf Indexbasis den am stärksten negativen Effekt zu verzeichnen haben. Ein steigender US-Dollar sollte die Euro-Erträge von US-Aktien stabilisieren. Wir favorisieren in diesem Szenario Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität in Hartwährung. Emerging Markets-Staatsanleihen und Rohstoffanlagen müssen jedoch ebenfalls mit Kursverlusten rechnen.
Negativszenario 3: Machtwechsel in den USA
„Erfolgt ein Machtwechsel in den USA so sind US-Aktien aus unserer Sicht die potenziell stärksten Verlierer. Eine restriktivere Budgetpolitik und signifikante Steuererhöhungen für Unternehmen würden sowohl dem USD-Wechselkurs als auch den Bewertungen der US-Aktien schaden“, so Steinberger.
Ein Rückgang von -10 % p.a. in EUR gerechnet sollte für breite US-Benchmarks wie den S&P 500 erwartet werden und auch die Aktienmärkte anderer Regionen werden wohl negative Jahresperformances ausweisen. Im Gegensatz dazu sollten Staatsanleihen im Euro und währungsgesicherte Unternehmensanleihen bis Jahresende durchschnittliche Erträge von etwa 2-3 % p.a. liefern. Emerging Markets-Staatsanleihen wären in diesem Szenario die Assetklasse mit der höchsten Ertragserwartung von 5 % p.a.. In USD denominierte Hartwährungsanleihen sollte man jedoch ebenfalls währungsgesichert investiert sein.